Bezüglich des Recyclings gelangt trotz schwindender Ressourcen bislang nur ein kleiner Teil der eingesetzten Rohstoffe wieder in den Produktionsprozess zurück. Der Großteil, rund 90 %, unterliegt dem Down-Cycling und wird nur zur Verfüllung übertägiger Abgrabungen oder im Deponiebau verwendet.1
Zudem ist der Bausektor der größte Abfallverursacher in Deutschland. Mit rund 230 Mio. t macht die Abfallgruppe „Bau- und Abbruchabfälle“ im Jahr 2020 den Großteil (ca. 55 %) des bundesweiten Brutto-Abfallaufkommens aus.2 Die (Material- und Energie-)Ressourcen, welche in den Bau von Gebäuden fließen, sind jedoch zu wertvoll, um einer niederwertigen Verwertungsmaßnahme zu dienen oder gar deponiert zu werden. Genau hier setzt der Gedanke des zirkulären Bauens an. Der Bausektor soll nicht länger als lineare Wirtschaft, sondern als zirkuläre Wirtschaft mit geschlossenen Kreisläufen betrachtet werden. Um das Konzept des zirkulären Bauens voranzutreiben, setzen Akteure der Bauwirtschaft an unterschiedlichen Stellen an. Sie betreiben Projekte, Geschäftsmodelle sowie Praktiken, welche zur Ressourcenschonung entlang des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden beitragen sollen. Neben modularen und zirkulären Gebäudedesigns soll zudem der Gebäudebestand als wertvolle Sanierungsbasis sowie Materialquelle und -lager wahrgenommen werden.
Ob sich ein Gebäude für die Sanierung und/oder Wiederverwendung eignet, wird meist schon mit der Festlegung der Baukonstruktion während der Planungsphase bestimmt. In der Sanierungsplanung können durch die entsprechende Bedarfs- und Vorplanung (HOAI-Phase 0 & 2) bereits Aspekte des zirkulären Bauens berücksichtigt werden. Dabei ist es bspw. förderlich, auf Verbundwerkstoffe und Klebeverbindungen zu verzichten, da diese beim Rückbau nicht sortenrein getrennt werden können. Denn je selektiver der Rückbau erfolgt, desto sortenreiner lassen sich die verwendeten Materialien zurückgewinnen und desto einfacher lassen sich die Qualitätsanforderungen an die Rezyklate erfüllen.3
Idealerweise wird ein Gebäude also entsprechend rückbaubar entworfen, um eine spätere Sanierung und/oder Wiederverwendung zu ermöglichen. Neben der Konstruktion spielt dabei auch die Wahl der Materialien eine entscheidende Rolle. So sollte bei der Auswahl nicht nur auf die Qualität und die Herkunft geachtet werden, sondern insbesondere auch auf Sanierungsfreundlichkeit, die Möglichkeit zum Rückbau und zur Wiederverwendung/Rezyklierbarkeit. Ein Verfahren, welches sich dazu eignet, ist die Ökobilanz.
Dabei werden Rohstoffe und Emissionen, welche im Zusammenhang mit dem entsprechenden Material stehen, erfasst. Im Vergleich mehrerer Produkte kann dann ermittelt werden, welches ökologisch gesehen bessere Merkmale besitzt und sich damit am besten eignet.
- Umweltbundesamt. (2021). Abgerufen am 01. 02 2023 von https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/bauabfaelle#mineralische-bauabfalle ↩︎
- Umweltbundesamt. (2022). Abgerufen am 01. 02 2023 von https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/abfallaufkommen#deutschlands-abfall ↩︎
- Dr. Rosen, A. (2021). Urban Mining Index – Entwicklung einer Systematik zur quantitativen Bewertung der Kreislaufkonsistenz von Baukonstruktionen in der Neubauplanung. ↩︎