Beispiele denkmalgeschützter Kirchen und Klöster mit Photovoltaik-Anlagen

Das bestmögliche Beispiel für die gelungene Integration der regenerativen Stromerzeugung mithilfe von PV-Anlagen in denkmalgeschützten Gebäuden liefern Kirchen. Sowohl innerhalb als auch außerhalb von Deutschland gibt es zahlreiche Projekte, bei denen diese Kombination gelungen umgesetzt wurde. Im Folgenden wird eine Auswahl an Beispielen anhand von unterschiedlichen Umsetzungsvarianten gegeben.

Herz-Jesu-Kirche im Stadtteil Schildgen von Bergisch Gladbach im Landkreis Rheinisch-bergischer Kreis (Nordrhein-Westfalen)

Die von dem Architekten Gottfried Böhm entworfene Herz-Jesu-Kirche wurde 1960 aufbauend auf dem Basilika Vorgängerbau mit einem zweitürmigen Westbau aus dem Jahr 1929 errichtet.1 Entlang der Altenberger-Dom-Straße wurde die neue Kirche südwestlich des ursprünglichen Kirchbaus so errichtet, dass Teile des Vorgängerbaus integriert, die Kirche nach innen gerichtet und eine etwa fünf Meter hohe Mauer das gesamte Kirchenareal zur Straße hin abschirmt.

Der kleinste und außen liegende der sechs Spitzhelmtürme, welche das charakteristische Erscheinungsbild des Bauwerks prägen und die sakralen Orte markieren, befindet sich am Eingangsportal. Die Türme wurden im Zuge einer Sanierung 1987 mit Bleiabdeckungen versehen, wodurch die einheitliche Sichtbetonbauweise geändert wurde. Im Jahr 2023 wurde auf ca. 50 % des Flachdachs eine nicht einsehbare PV-Anlage montiert.2 Die 58 Module umfassende Anlage belegt ca. 600 m² hat eine Gesamtleistung i. H. v. 23,8 kWp kostete etwa 50.000 € und liefert ca. ein Viertel der umgewandelten Solarenergie an den Pfarrsaal und die Kirche. Durch die ausschließlich von erhöhter Position einsehbare Photovoltaikanlage bleibt die optische Charakteristik der Kirche unberührt und die Gemeinde trägt einen Teil zur nachhaltigen Energieversorgung bei.

Herz-Jesu-Kirche im Stadtteil Schildgen von Bergisch Gladbach im Landkreis Rheinisch-bergischer Kreis (Nordrhein-Westfalen) (Foto: LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Hans Meyer)


Katholische Pfarrkirche St. Peter Zülpich im Kreis Euskirchen
(Nordrhein-Westfalen)

Die im Jahr 848 erstmalig urkundlich erwähnte Kirche wurde mehrmals umgebaut und erweitert, ehe sie am 24.12.1944 vollständig zerstört wurde.3 1953 begann der Wiederaufbau der Kirche, welche mit einer romanischen Krypta und Antwerpener Schreinaltäre aus dem 11. Jahrhundert bestückt wurde. In den Jahren 2012 und 2013 wurde das Bauwerk komplett saniert und renoviert, mit einer Orgel versehen und im Juni 2022 mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Die sechs Felder mit jeweils 16 Modulen umfassende Anlage soll jährlich etwa 23,4 Tonnen CO2 einsparen und nach 15 Jahren refinanziert sein.4

Um den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht zu werden und das charakteristische Erscheinungsbild nicht zu beeinträchtigen, wurden Module der Art All-Black verwendet. Die dunklen Module sind nur von einem entfernten und höherliegenden Parkplatz sowie der benachbarten Aussichtsplattform der Burg aus einsehbar.

Katholische Pfarrkirche St. Peter Zülpich im Kreis Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) (Foto: LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Hans Meyer)

Bartholomäuskirche in Nordheim
Aufdachanlage teilflächig

Die seit 1693 mehrfach beschädigte, zerstörte und wiederaufgebaute Bartholomäuskirche in Nordheim wurde zuletzt 1949 wiederaufgebaut, 1989 – 1991 umfassend innen und außen erneuert sowie im Jahre 2000 mit einer 10,2 kWp großen und 34.000 € teuren PV-Anlage ausgestattet.5

Bartholomäuskirche in Nordheim. (Quelle: P. Schmelzle, CC BY-SA 2.5, unverändert, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/)

Herz-Jesu-Kirche in Plauen
Aufdachanlage vollflächig

Das Dach der in den Jahren 1901 – 1905 gebauten katholischen Herz-Jesu-Kirche in Plauen wurde 2002 mit einer hinterlüfteten, 192 m² großen Photovoltaikanlage nachgerüstet.6 Die Anlage produziert etwa 21.500 kWh pro Jahr und nimmt fast die gesamte Süddachfläche ein und besteht aus 220 schwarzen monokristallinen Modulen. Diese Module verfügen über Ränder mit Doppelstehfalzdeckung aus Kupfer, eine Rückseite mit schwarzer Laminierfolie und einer reflexionsfreien Glasabdeckung. Nach erster Ablehnung konnte eine „Ausnahmegenehmigung“ in Form eines denkmalschutzrechtlichen Bescheids erkämpft werden.

Herz-Jesu-Kirche in Plauen: Aufdachanlage vollflächig.  (ErwinMeier, CC BY-SA 4.0, unverändert, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/)

Kathedrale in Gloucester, England
Nicht einsehbare Aufdachanlage

Im Gegensatz zu den zuvor genannten Bauwerken setzt die Kathedrale von Gloucester auf eine Photovoltaikanlage, welche auf einer nicht einsehbaren Dachfläche installiert wurde. Die einstige von Abt Serlo errichtete Abtei St. Peter wurde in den Jahren 1089 – 1130 zur heutigen Kathedrale von Gloucester ausgebaut.7 Die Südseite des Kirchenschiffs wurde 2016 mit 150 Solarkollektoren im Wert von ca. 100.000 Pfund ausgestattet. Nach Angaben der Betreiber können ca. ¼ des Strombedarfs der Kirche durch die PV-Anlage gedeckt werden.

Kathedrale in Gloucester, England. © Gloucester Cathedral

Dorfkirche Radeburg-Bärwalde
Indachanlage entlang der Traufe

Die Dacheindeckung der 1866/67 erbauten Dorfkirche Radeburg-Bärwalde wurde in den Jahren nach der Jahrtausendwende erneuert.8 Die vorhandenen Bitumendachschindeln wurden durch Schieferschindeln ersetzt und eine Indach-Photovoltaikanlage installiert.9 Die 48 m² große Dachfläche wurde wegen der Fernwirkung mit einem die Traufe begleitenden Band, bestehend aus einer 4,8 kWp PV-Anlage, bestückt.

Dorfkirche Radeburg-Bärwalde. (Quelle: Jörg Blobelt, CC BY-SA 4.0, unverändert, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de)

St. Antonius-Kirche in Dresden-Löbtau:
Indachanlage teilflächig

Im Jahr 2001 wurde eine dreireihige, aus 27 Modulen bestehende Anlage mit einer Leistung von 3,45 kWp auf der unter Denkmalschutz stehenden Kirche in Löbtau errichtet.10 Damit ist die Kirche das erste denkmalgeschützte Bauwerk in Dresden, welches eine PV-Anlage genehmigt bekam. Fördermittel aus der DBU-Initiative „Kirchengemeinden für Sonnenenergie“ wurden dabei für die beschriebene und eine weitere Anlage auf dem Flachdach des zugehörigen Kindergartenneubaus genehmigt.

Antonius-Kirche in Dresden-Löbtau. (Quelle: Emma08, CC BY-SA 3.0, unverändert, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de)

Kloster-Gebäude der Kongregation der Schwestern des Erlösers in Würzburg: Nicht einsehbare PV-Ziegel-Anlage

Beginnend im Jahr 2023 erfolgte die Errichtung einer 1.530 m² PV-Ziegel-Anlage auf dem Kloster-Gebäude der Kongregation der Schwestern des Erlösers in Würzburg.11 Die 153 kWp-Anlage, welche aus 19.000 roten dachintegrierte Solarziegeln besteht und einen jährlichen Ertrag i. H. v. etwa 130.847 kWh aufweist, gilt als die erste PV-Anlage auf einem Großdenkmal im Bundesland Bayern. Zudem ist ein Einsehen nicht von außen, sondern nur vom Innenhof möglich.

Von der Straße nicht einsehbare PV-Ziegel-Anlage auf dem Kloster Würzburg. (Quelle: Matthias Hofner/BLfD)
  1. Vgl. Redaktion baukunst-nrw, 22.03.2023, Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (Hrsg), Abgerufen am 16.09.2024 https://www.baukunst-nrw.de/objekte/Herz-Jesu-Kirche-Schildgen–2045.htm ↩︎
  2. Vgl. Georg Watzlawek, 29.09.2023, iGL Bürgerportal in GL, abgerufen am 16.09.2024 https://in-gl.de/2023/09/29/verantwortung-fuer-schoepfung-und-klima-boehm-kirche-herz-jesu-in-bergisch-gladbach-schildgen-produziert-solarstrom/ ↩︎
  3. Vgl. Zentrales Pastoralbüro Zülpich, o. J. , Abgerufen am 16.09.2024 https://gemeinden.erzbistum-koeln.de/seelsorgebereich_zuelpich-V8/gemeinsam_glauben_leben/gemeinden/Zuelpich/ ↩︎
  4. Vgl. Steinicke, Tom, 27.04.2021, Köllner Stadt-Anzeiger, Abgerufen am 16.09.2024 https://app.ksta.de/region/euskirchen-eifel/zuelpich/zuelpicher-kirche-photovoltaikanlage-soll-auf-dach-von-sankt-peter-installiert-werden-184270 ↩︎
  5. Vgl. Evangelische Kirchengemeinde Nordheim. (o. J.). Bartholomäuskirche. Von https://www.kirche-nordheim.de/website/de/nordheim/kirche/bartholomaeuskirche abgerufen ↩︎
  6. Vgl. Weller, B., & Scheuring, L. (2020), S. 208f. Denkmal und Energie 2020. Dresden: Springer Vieweg. ↩︎
  7. Vgl. Gloucester Cathedral Office. (o. J.). Environmental Sustainability. Von https://gloucestercathedral.org.uk/cathedral/social-responsibility/environmental-sustainability abgerufen ↩︎
  8. Vgl. Stadtverwaltung Radeburg. (o. J. ). Stadt Radeburg. Von Bärwalde: https://www.radeburg.de/aktuelles/ortsteile/baerwalde/ abgerufen ↩︎
  9. Vgl. Weller, B., & Scheuring, L. (2020). Denkmal und Energie 2020, S. 206f. Dresden: Springer Vieweg. ↩︎
  10. Vgl. Weller, B. & Scheuring, L. (2020). Denkmal und Energie 2020, S. 207f. Dresden: Springer Vieweg. ↩︎
  11. Vgl. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege. (o. J.). Von https://www.blfd.bayern.de/meta/aktuelle_meldungen/005025/index.html abgerufen ↩︎

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