Als wesentlicher Bestandteil der Gebäudefassade sind Fenster fast immer ein zentraler Aspekt der denkmalschutzrechtlichen Betrachtung. Je nach Anforderungsprofil können bestehende Fenster auf unterschiedliche Art und Weise saniert werden. Diese sollen im Rahmen der nachfolgenden Abschnitte betrachtet werden.
Aufarbeitung und Erweiterung
Die Bestandsfenster werden umgebaut bzw. aufgearbeitet und erweitert. Zumeist bleiben dabei die Bestandsfenster komplett erhalten. Zugunsten der energetischen Sanierung wird bspw. im Inneren zusätzlich ein energetisch hochwertiges Fenster als Kastenform angebracht, sodass die Transmissionswärmeverluste durch die Gläser sowie die Lüftungswärmeverluste durch ggf. undichte Rahmen verringert werden können. Zur Vermeidung von Tauwasserbildung zwischen den beiden Fenstern muss die äußere Fensterebene luftundicht sein, etwa durch den Verzicht auf Dichtungen.1
Eine weitere Option stellt die Erweiterung der Bestandscheibe in Form der Integration einer zusätzlichen Wärmeschutzverglasung dar. Hierdurch kann der Rahmen des Fensters erhalten bleiben; lediglich die Glasfalztiefe muss angepasst werden. Alternativ kann an der Innenseite des Bestandsfensters eine Vorsatzscheibe eingebaut werden. Ein sommerlicher Wärmeschutz kann z. B. mithilfe von Rollos im Kasteninneren gewährt werden.
Die folgende Abbildung zeigt die schematische Darstellung eines Bestandsfensters mit Einfachverglasung und möglichen Varianten der Instandsetzung bzw. energetischen Aufwertung.
Austausch
Die Fenster werden komplett ausgetauscht. Dabei ist darauf zu achten, dass ein Austausch bauphysikalische Risiken birgt.
Wussten Sie schon?
In der Luft enthaltenes Wasser kondensiert stets am kältesten Bauteil. Im Altbau handelt es sich dabei häufig um die Fensterscheiben, da diese oft noch einfachverglast sind. Bei einem Austausch der Fenster durch effizientere Gläser kann das Mauerwerk zum kältesten Bauteil werden, wodurch dann die Bildung von Schimmel droht. Es sollte daher beim Austausch darauf geachtet werden, dass die Fenster stets einen höheren Wärmedurchgangskoeffizienten (also eine geringere Dämmwirkung) als das Mauerwerk haben. Sollte sich Feuchtigkeit im Inneren an einem Bauteil absetzen, dann möglichst in Form von kondensierendem Wasser an den Scheiben und nicht am Mauerwerk.
Bei einem kompletten Austausch der Fenster sind Fensterrahmen und Verglasung zwei voneinander zu trennende Betrachtungspunkte. Die Rahmen können von einer Tischlerei dem ursprünglichen Rahmen entsprechend nachempfunden werden. Die Verglasung muss verschiedenste Aspekte miteinander vereinen. Da die Auswahl der geeigneten Verglasung oft herausfordernd sein kann, kommt es zumeist zu einem Auswahlprozess, bei dem verschiedene Glasarten betrachtet werden.
Folgende zentrale Punkte können bei der Verglasung Beachtung finden:
a. Optik (Farbe/Tönung)
Da der Fokus der Denkmalschutzbehörden vor allem auf der Optik eines Gebäudes liegt, ist die Farbe bzw. Tönung der neuen Glasscheiben von zentraler Bedeutung. Nicht jeder Glastyp kommt infrage. Der Auswahlprozess sollte daher unbedingt frühzeitig in Absprache mit der Denkmalschutzbehörde erfolgen. Eine Möglichkeit zur variablen Tönung infolge des Wärmeschutzes stellt die elektrochrome Verglasung dar, wobei diese u. U. nicht mit den Anforderungen des Denkmalschutzes konform ist.
b. Optik (Rahmen)
Bei dem Punkt „Optik“ geht es aber auch oft um die Verwendung des ursprünglichen Rahmenmaterials und derselben Sprossenteilung. Häufig finden sich in denkmalgeschützten Gebäuden Holz- oder Stahlfenster.
c. Optik (Spiegelung)
Ein weiterer Parameter der denkmalfachlichen Bewertung der Optik von Fenstern kann die Spiegelung der Glasscheiben sein; insbesondere dann, wenn z. B. die Spiegelung ein zentraler Bestandteil des ursprünglichen architektonischen Entwurfs ist. Dies ist etwa bei dem HVB-Tower in München der Fall, dessen Fenster die wechselnden Farben des Himmels zu den verschiedenen Tages- und Jahreszeiten wiedergeben sollen.3 In diesem Fall muss die Spiegelung der Scheiben im Auswahlprozess Einfluss finden.
d. Optik (Oberfläche)
Wurden die Fensterscheiben eines Denkmals mittels historischen Blasverfahren gefertigt, zeigt sich dies durch eine feine, wellenartige Oberflächenstruktur der Gläser. Da diese Glasstruktur durch den verschwommenen Effekt bei der Spiegelung einen wesentlichen Anteil an der Gebäudeoptik ausmacht, steht sie zumeist unter Denkmalschutz. Eine Lösung für die Sanierung bietet etwa eine Isolierverglasung mit mundgeblasenem Fensterglas. Dabei wird das mundgeblasene Glas als Außenglas verwendet. Ein zweites Glas auf der Innenseite erhält eine Wärmeschutzbeschichtung; der Scheibenzwischenraum wird mit einem Edelgas mit geringer Wärmeleitfähigkeit, z. B. Argon oder Krypton gefüllt. Je nach gewählter Instandsetzungsform kann ein Bestandsfenster bzgl. des U-Wertes sogar einen modernen BEG-Standard (0,95 W/(m²K)) erreichen.4
e. Sommerlicher Wärmeschutz und solare Gewinne
Insbesondere bei Gebäuden mit einem hohen Fensterflächenanteil und Südausrichtung sind der sommerliche Wärmeschutz und die solaren Gewinne im Winter kritische Aspekte, die (auch gemäß GEGDas Gebäudeenergiegesetz (GEG) führte 2020 das Energieeinspargesetz (EnEG), die Energieeinsparverordnung (EnEV) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) zusammen und dient einer möglichst sparsamen Energienutzung in Gebäuden bei zunehmender Nutzung erneuerbarer Energien zur Erzeugung von Kälte, Strom und Wärme. Im Hinblick auf den Aspekt der Wirtschaftlichkeit, soll das Gesetzt dem Klimaschutz, der Schonung fossiler Ressourcen und der Beseitigung von Energieimportabhängigkeiten dienen und eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung ermöglichen.) in die Planung einfließen müssen. Besonders herausfordernd ist dabei der Wärmeschutz in den Sommermonaten, bei der die Gefahr der unerwünschten Aufheizung der Gebäudeinnenräume besteht. Innenliegende Systeme wie Jalousien, Lamellenvorhänge und Vorhänge erfüllen zwar den Zweck der Verschattung, können aber den Wärmeeintrag weniger effektiv verhindern, da die Sonnenstrahlen durch die Glasscheiben ins Rauminnere dringen. Eine der verfügbaren Lösungen für eine außen liegende Verschattung kann die elektrochrome Verglasung sein.
Wussten Sie schon?
Elektrochrome Gläser verändern die Lichtfarbe des Tageslichts in den Innenräumen des Gebäudes. Dabei ist es möglich, die Einstrahlung durch elektronisch steuerbare Dimmung und Tönung des Glases an die individuellen Wetterbedingungen anzupassen. So werden Energiedurchlassgrad und die Transmission des sichtbaren Lichts angepasst.5 Hierfür ist es notwendig, jedes Fenster mit Strom zu versorgen.
Da diese Form der Verglasung jedoch nicht für jeden Anwendungsfall geeignet ist, muss der Einsatz gründlich geprüft werden. Beim Medizinischen Versorgungszentrum (MVZMedizinisches Versorgungszentrum - Es handelt sich dabei um das denkmalgeschützte, ehemals "Neue Verwaltungsgebäude", das auf einen KfW 70 Standard saniert wird. Das Gebäude wurde vom Architekten Fritz Seeberger entworfen und von 1955 - 1958 errichtet.) im Pfaff-Quartier konnte die von der Denkmalschutzbehörde gewünschte Fensterform (große Fenster, hoher Glasanteil, schmale Rahmen) konstruktiv nicht umgesetzt werden. Darüber hinaus gab es seitens der Behörde Bedenken hinsichtlich der Optik der Gläser und dem daraus folgenden Erscheinungsbildes des Gebäudes. Zudem eignet sich das Glas nur bedingt für die medizinische Nutzung der Räume, da wechselnde Sonnen-Strahlungsverhältnisse zu einer gleitenden Anpassung der Verschattungswirkung führen und die Lichtsituation im Raum somit einer häufigen Anpassung und Veränderung unterliegt.
Eine weitere Möglichkeit des sommerlichen Wärmeschutzes bietet die bauwerkintegrierte Photovoltaik (BIPV); weitere Informationen zu dieser Technologie und ihren typischen Einsatzfeldern finden sich im Kapitel „Photovoltaik an denkmalgeschützten Gebäuden“.
Fenster mit integrierten Jalousien im Scheibenzwischenraum stellen ebenfalls eine Möglichkeit dar. Die Tageslichtlenkung erfordert dabei eine unabhängige Steuerung der Lamellen der Jalousie in mindestens zwei Gruppen. Die obere Gruppe wird für die Lichtlenkung in den Raum verwendet, die untere Gruppe für den Sonnen- und Blendschutz. Eine derartige Anwendung kann sowohl den Energiebedarf für die aktive Kühlung der Innenräume im Sommer als auch den Bedarf an Kunstlicht durch die gleichmäßige Ausleuchtung des Raumes stark reduzieren. Da mit dieser Option alle Anforderungen des Denkmalschutzes, des sommerlichen Wärmeschutzes und in Kombination mit entsprechenden Gläsern und Füllgasen jene des Schallschutzes erfüllt werden, wurde sie für den Einsatz im MVZMedizinisches Versorgungszentrum - Es handelt sich dabei um das denkmalgeschützte, ehemals "Neue Verwaltungsgebäude", das auf einen KfW 70 Standard saniert wird. Das Gebäude wurde vom Architekten Fritz Seeberger entworfen und von 1955 - 1958 errichtet. ausgewählt. Weitere Details liefert die Beschreibung des Praxisbeispiels.
f. Schalldämmung:
Je nach Gebäudenutzungsform und Geräuschkulisse der näheren Umgebung bestehen bei einem Gebäude teilweise hohe Anforderungen an den Schallschutz. Dies muss bei der Auswahl der Glasscheiben beachtet werden. Dabei gehen Schallschutz und Dämmwirkung der Gläser oft einher; etwa wenn eine zusätzliche Glasscheibe eingebaut und der Scheibenzwischenraum mit Krypton gefüllt wird. So geschehen bei der Planung des MVZMedizinisches Versorgungszentrum - Es handelt sich dabei um das denkmalgeschützte, ehemals "Neue Verwaltungsgebäude", das auf einen KfW 70 Standard saniert wird. Das Gebäude wurde vom Architekten Fritz Seeberger entworfen und von 1955 - 1958 errichtet. im Pfaff-Gelände, das in unmittelbarer Nähe einer Hauptstraße und von Bahngleisen gelegen ist, bei dem allein die medizinische Nutzungsform erhöhte Anforderungskriterien an die Gebäudehülle stellt.
Praxisbeispiel: Umgang mit dem Bauteil „Fenster“ beim MVZMedizinisches Versorgungszentrum - Es handelt sich dabei um das denkmalgeschützte, ehemals "Neue Verwaltungsgebäude", das auf einen KfW 70 Standard saniert wird. Das Gebäude wurde vom Architekten Fritz Seeberger entworfen und von 1955 - 1958 errichtet.
Für das Erreichen des KfW Effizienzhaus-70-Niveaus spielen die Fenster aufgrund des hohen Fensterflächenanteils eine entscheidende Rolle. Aus Gründen des Denkmalschutzes dürfen an den Fenstern keine außen liegenden Verschattungen angebracht werden, da dies das Erscheinungsbild der Fassade stark beeinträchtigen würde. Um den Kühlbedarf des Gebäudes zu minimieren und den Blendschutz für die Gebäudenutzer zu gewährleisten, wird jedoch eine Verschattung benötigt. In einem ersten Schritt wurde eine elektrochrome Verglasung untersucht. Dabei handelt es sich um ein tönbares Glas, welches eine Verdunklung und somit eine Verschattung und einen Blendschutz temporär ermöglicht. Das Glas kann durch eine anliegende elektrische Spannung auf Knopfdruck eingefärbt werden. Die Gläser können in mehreren Stufen, bei denen sich die Gläser unterschiedlich stark in der Farbe Blau einfärben, verdunkelt werden.
Hierdurch wird die natürliche Farbwiedergabe des Sonnenlichtes beeinträchtigt, weshalb ein Teil der späteren Praxismieter Bedenken anmeldete, da für eine eindeutige Diagnose verschiedener Krankheitsbilder ein sehr hoher Farbwiedergabeindex (Ra) benötigt wird. Zudem sprach aus Sicht der Denkmalschutzbehörde dagegen, dass bei individueller Anwendung der Verschattung durch die Gebäudenutzer die Fenster in unterschiedlichen Blautönen eingefärbt sein können und dies zu einem unruhigen Erscheinungsbild der Fassade führt. Der Einbau von Fenstern mit elektrochromer Verglasung wurde daher verworfen.
Aus Klimaschutzgründen wurde im Projekt eine Ökobilanzierung für drei unterschiedliche Fensterrahmenmaterialien durchgeführt.
Eine Auswahl der Ergebnisse zeigt das folgende Diagramm. Für Fensterflügelrahmen aus Holz, Aluminium und Kunststoff (PVC) sind die Ergebnisse in den Wirkungskategorien „Globales Erwärmungspotenzial“, „Versauerungspotenzial“, „Einsatz von Süßwasserressourcen“ und „Nicht erneuerbarer Primärenergieeinsatz“ dargestellt. Die Ergebnisse sind normiert, die Referenz bildet der Flügelrahmen aus Holz.
In allen vier abgebildeten Wirkungskategorien zeigen sich klare Vorteile für den Fensterflügelrahmen aus Holz. Besonders ausgeprägt sind diese Vorzüge in den Wirkungskategorien „Globales Erwärmungspotenzial“ und „Nicht erneuerbarer Primärenergieeinsatz“.
Durch den hohen Fensterflächenanteil bildet der sommerliche Wärmeschutz bei diesem Gebäude generell einen kritischen Faktor. Für Detailuntersuchungen wurden Räume mit besonders hoher Sonneneinstrahlung ausgewählt. Diese finden sich insbesondere an der Süd-West-Fassade von Hauptgebäude West. Die Untersuchung mithilfe des Simulationsprogramms TRNSYS umfasste Varianten von Verschattungssystemen, Nachtlüftung und aktiver Kühlung sowie verschiedene Kombinationen dieser Elemente.
Die folgend dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf einen 38 m² großen Raum im zweiten Obergeschoss vom Hauptgebäude West des MVZMedizinisches Versorgungszentrum - Es handelt sich dabei um das denkmalgeschützte, ehemals "Neue Verwaltungsgebäude", das auf einen KfW 70 Standard saniert wird. Das Gebäude wurde vom Architekten Fritz Seeberger entworfen und von 1955 - 1958 errichtet. mit einer Fensterfläche von 14 m² nach Südwesten. Für diesen Raum wurden in der ersten Untersuchungsstufe drei verschiedene Varianten der Verschattung berechnet: Innenjalousie, Außenjalousie und Jalousie im Scheibenzwischenraum (SZR). Die Auswirkungen auf die Raumtemperatur sind im folgenden Diagramm zusammengefasst; die hier dargestellte Temperaturverteilung bezieht sich auf die Nutzungszeit (Montag bis Freitag, 08:00 – 18:00 Uhr) im Sommer (Juni bis August).
Mit einer Durchschnittstemperatur von 22,4 °C bildet die Außenjalousie den effektivsten Sonnenschutz, dicht gefolgt von der Jalousie im Scheibenzwischenraum (Ø 23,2 °C). Auf dem dritten Platz folgt mit größerem Abstand die Innenjalousie (Ø 25,4 °C).
Für die weitere Beurteilung des sommerlichen Wärmeschutzes wurden auf Grundlage der Temperaturverteilung die sogenannten Übertemperaturstunden berechnet (siehe folgende Abbildung). Für den Standort Kaiserslautern werden Raumtemperaturen größer 25 °C als Übertemperatur gewertet.
Aufgrund der sehr großen Fensterfläche mit Süd-West-Ausrichtung kann mit keiner der untersuchten Verschattungsvarianten die Raumtemperatur durchgehend auf max. 25 °C beschränkt werden. Mit der Außenjalousie kann der Anteil der Übertemperaturstunden in der Nutzungszeit auf nur 9 % reduziert werden. Die Jalousie im Scheibenzwischenraum (SZR) liefert mit einem Anteil von 20 % ebenfalls ein gutes Ergebnis. Im Vergleich mit diesen beiden Verschattungsvarianten fällt das Ergebnis der Innenjalousie deutlich schlechter aus. Bei ihrem Einsatz wird die Grenztemperatur von 25 °C bei knapp über der Hälfe der Nutzungsstunden im Sommer überschritten. Bei einem Viertel der Nutzungsstunden liegt die Raumtemperatur sogar über 27 °C. Diese Ergebnisse zeigen eindrücklich die Vorteile der Außenverschattung beim sommerlichen Wärmeschutz. Deren Nachrüstung ist bei denkmalgeschützten Gebäuden aufgrund von Auflagen zum Erhalt der Fassaden jedoch häufig nicht zulässig. Jalousien im Scheibenzwischenraum bilden speziell bei diesen Rahmenbedingungen eine sehr gute Alternative.
In der zweiten Stufe der Untersuchung wurden die Auswirkungen einer Nachtlüftung analysiert. Neben der Verschattung bildet die Nachtlüftung eine zweite Option des passiven sommerlichen Wärmeschutzes. Sie kann über eine mechanische Lüftung erfolgen oder über Fensterlüftung, falls eine Auswahl der Fenster automatisch geöffnet und geschlossen werden kann.
Für das MVZMedizinisches Versorgungszentrum - Es handelt sich dabei um das denkmalgeschützte, ehemals "Neue Verwaltungsgebäude", das auf einen KfW 70 Standard saniert wird. Das Gebäude wurde vom Architekten Fritz Seeberger entworfen und von 1955 - 1958 errichtet. ist flächendeckend eine mechanische Lüftung vorgesehen. In der Untersuchung zum sommerlichen Wärmeschutz wurde diese für einen dreifachen Luftwechsel in der Nacht verwendet (22:00 bis 07:00 Uhr); in Kombination mit Jalousien im Scheibenzwischenraum für die Verschattung am Tag. Die Auswirkungen auf die Raumtemperatur sind im folgenden Diagramm dargestellt – aufbereitet auf Ebene der Übertemperaturstunden.
Durch die Nachtlüftung kann der Anteil der Übertemperaturstunden (>25 °C) in der Nutzungszeit (08:00 bis 18:00 Uhr) nahezu halbiert werden, nämlich von 20 auf 12 %. Die Nutzungsstunden mit Temperaturen >26 °C und >27 °C reduzieren sich um 2/3 und liegen anteilig bei nur noch 3 bzw. 1 %.
Eine weitere Abkühlung der Raumluft ist im Fall des untersuchten MVZ-Gebäudes nur durch Klimatisierung möglich. Nach Abschluss der Sanierung wird diese über Kompressionskältemaschinen erfolgen. Im letzten Schritt dieser Untersuchung wurde analysiert, welche Wärmelast in Abhängigkeit der passiven Maßnahmen „Verschattung“ und „Nachtlüftung“ über die Klimatisierung aus dem Raum abgeführt werden muss. Die Ergebnisse sind im unten aufgeführten Diagramm dargestellt. Sie beziehen sich auf eine Soll-Raumtemperatur von 23 °C mit einer zulässigen Schwankungsbreite von 2 °C.
Das Ausgangsszenario bildet bei dieser Untersuchung eine Verschattung mit einer klassischen Innenjalousie. Über die Klimatisierung muss in diesem Fall eine Kühllast von max. 3,4 kW aus dem Raum abgeführt werden. Wird anstelle der Innenjalousie eine Jalousie im Scheibenzwischenraum eingesetzt, sinkt die Kühllast um 41 % auf 2,1 kW. Wird diese Form der Jalousie mit einer Nachtlüftung kombiniert, reduziert sich die Kühllast weiter auf 1,6 kW. Verglichen mit dem Ausgangsszenario entspricht dies einem Rückgang um 53 %.
Als Ergebnis aller Untersuchungen wurde in Zusammenarbeit mit der Firma Becker360 ein Fenster entwickelt, welches alle aufgeführten Anforderungen erfüllt. Es handelt sich um ein Holzintegralfenster mit vier Glasscheiben und einer Jalousie im äußersten Scheibenzwischenraum. Durch die Jalousie kann die direkte Sonneneinstrahlung stark reduziert und damit ein effektiver sommerlicher Wärmeschutz realisiert werden. Aufgrund ihrer unauffälligen Positionierung im Scheibenzwischenraum ist sie mit den Anforderungen des Denkmalschutzes vereinbar. Die Lamellen der Jalousie ermöglichen zudem eine gezielte Tageslichtlenkung und in Konsequenz eine Absenkung des Kunstlichtbedarfs. Mit insgesamt vier Glasscheiben (die äußerste Glasscheibe ist hinterlüftet), Krypton-Füllungen der Scheibenzwischenräume und speziellen Wärmeschutzbeschichtungen liefert das Fenster einen sehr guten U-Wert (0,89 W/(m²K)) und damit einen entscheidenden Beitrag zur Erfüllung der KfW-70-Anforderungen an die thermische Qualität der Gebäudehülle. Die Bauform „Integralfenster“ erfüllt die vonseiten des Denkmalamts gestellten Anforderungen an das äußere Erscheinungsbild der Fenster. Bei dieser Bauform verschmelzen der äußere Fensterrahmen und der innere Flügelrahmen zu einer optischen Einheit. Mit der resultierenden schlanken Rahmenoptik ähneln die Fenster den in den 1950er-Jahren ursprünglich verbauten Modellen. Der Rahmen des Integralfensters der Firma Becker360 wird vollständig aus Holz gefertigt; eine Seltenheit bei Integralfenstern. Für den Witterungsschutz werden Holzintegralfenster im Regelfall mit einer Aluminiumblende ausgestattet. Durch Einsatz einer innovativen Multiholzkantel kann beim Modell von Becker360 darauf verzichtet und damit Außenoptik und Ökobilanz entscheidend verbessert werden.
In den folgenden Abbildungen ist ein Fenster in geschlossenem und geöffnetem Zustand abgebildet.
Vierfach verglaste Holzfenster mit zwischenliegender Jalousie. Im mittleren und rechten Bild ist die Außenverglasung für Reinigungs- und Reparaturmaßnahmen geöffnet. (Quelle: IfaS)
Der 640 m² große Innenhof des MVZMedizinisches Versorgungszentrum - Es handelt sich dabei um das denkmalgeschützte, ehemals "Neue Verwaltungsgebäude", das auf einen KfW 70 Standard saniert wird. Das Gebäude wurde vom Architekten Fritz Seeberger entworfen und von 1955 - 1958 errichtet. wurde mit einem dreifach verglasten Glasdach überspannt, welches einen U-Wert von 0,81 W/(m²K) erreicht. Hierdurch liegen die Außenwände des Innenhofes nicht mehr im Außenbereich, sondern in einem unbeheizten Innenraum, welcher über die Sonneneinstrahlung und der Wärmeabstrahlung der Wände im Winter eine leichte Temperierung erfährt. Das Schließen des Daches verringert die Außenoberfläche des Gebäudes erheblich und ermöglicht dadurch einen sehr kompakten Baukörper, der sich von einem A/V-Verhältnis von 0,31 auf 0,22 verbessert. Dies hat wesentlich zur Erfüllung des KfW-70-Niveaus beigetragen.
Die Fassadenfenster, welche dem Innenhof zugewandt sind, wurden als Standardfenster mit Doppelverglasung mit einem U-Wert von 1,1 W/(m²K) und ohne innen liegende Jalousie ausgeführt. Die folgende Abbildung zeigt die Überdachung des Innenhofes.
- Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBT); Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT). (Juni 2021). Leitfaden zur energetischen Ertüchtigung von Bestandsfenstern und Gläsern in historischer Bausubstanz als Beitrag zum Klimaschutz. München, Bayern, Deutschland. ↩︎
- Stadt Wiesbaden. (2015). Leitfaden „Energetisches Sanieren denkmalgeschützter Gebäude in Wiesbaden“. Wiesbaden. ↩︎
- Weller, B., & Scheuring, L. (2021). Denkmal und Energie 2021. Wiesbaden: Springer Vieweg.
Wissenszentrum Energie Ludwigsburg. (2015). Lüftung. ↩︎ - Weller, B., & Horn, S. (2015), S. 58. Denkmal und Energie 2016. Wiesbaden: Springer Vieweg. ↩︎
- Oetken, & Wagner. (2016). Berliner Blau – ein elektrochromes Material mit vielen Facetten. CHEMKON. doi: https://doi.org/10.1002/ckon.201610276 ↩︎