Bei der Sanierung des Daches liegt der Fokus des Denkmalschutzes zumeist auf der Form des Daches (wie etwa bei einem Mansarddach) oder der Struktur des Dachwerks (sofern das Dach von denkmalpflegerischem Interesse ist). Da die Dämmung des Daches die Optik eines Gebäudes zumeist nicht beeinflusst, liegen hierbei oft weniger Hindernisse bezüglich der energetischen Sanierung vor. Dennoch ist es auch bei dieser Maßnahme zwingend geboten, rechtzeitig und regelmäßig Rücksprache mit der zuständigen Denkmalbehörde zu halten. Es kann z. B. zu der Vorgabe kommen, dass die Außenhaut nicht verändert werden darf – dann sind im Rahmen einer energetischen Sanierung die Sparren innen aufzudoppeln und mit einer innenliegenden Wärmedämmung zu versehen.
Aus energetischer Sicht ist vor allem zu prüfen, wo sich potenzielle geometrie- oder stoffbedingte Wärmebrücken befinden können und wie man diesen entgegenwirkt. Bei vom Denkmalschutz erfassten Dachgauben muss geprüft werden, ob ausreichend Platz für die Anbringung einer Dämmschicht besteht. Gegebenenfalls kann alternativ die Anbringung eines zusätzlichen Fensters zwischen der Gaube und dem Innenraum angedacht werden.1
Ist der Ausbau oder die Modernisierung des Daches erforderlich, gibt es verschiedene Dämmformen: Je nach vorliegendem Dach kann etwa bei einem Schrägdach sowohl eine Untersparren- als auch eine Zwischensparren- oder Aufsparrendämmung infrage kommen. Bei Flachdächern besteht die Möglichkeit eines Kalt-, Warm- oder Umkehrdaches.
Bei ungenutzten, unbeheizten Dachgeschossen kommt eine Dämmung der obersten Geschossdecke infrage. Dabei stehen Dämmplatten oder eine Einblaslösung zur Wahl. Folgend werden die wichtigsten Arten kurz erläutert.
Schrägdach
Die Dachform muss bei einer Sanierung erhalten bleiben. Schrägdächer, egal ob als Satteldach, Mansarddach oder in sonstiger Form, bieten grundsätzlich die Option der Dämmung von innen, wodurch das äußere Erscheinungsbild nicht beeinträchtigt wird. Ist jedoch neben der äußeren auch die innere Dachstruktur denkmalgeschützt, bleibt für eine energetische Sanierung gelegentlich nur die Option der Dämmung der obersten Geschossdecke, sofern der Dachraum unbeheizt ist. Folglich kommt es auch vor, dass bei manchen Sanierungen komplett auf eine Dämmung des oberen Abschlusses der thermischen Gebäudehülle verzichtet wird, etwa beim Stadtmuseum Lindau („Haus zum Cavazzen“), dass über eine einzigartige, geschwungene Mansarddachstruktur verfügt.2 In der Regel lassen sich jedoch bei denkmalgeschützten Gebäuden Möglichkeiten der energetischen Dachsanierung finden. Folgend sind die Vor- und Nachteile der üblichen Varianten aufgelistet.
Aufsparrendämmung
Bei der Aufsparrendämmung wird das Dach komplett von außen gedämmt, die Dämmung ist von innen nicht sichtbar. Da sich die Dämmung somit nahezu ohne Unterbrechung verlegen lässt, bietet sie wenig Risiko für die Bildung von Wärmebrücken. Beim Neubau oder einer neuen Dacheindeckung ist die Aufsparrendämmung die wirtschaftlich günstigste Option der Wärmedämmung.
Vorteile:
- Durchgehende Dämmschicht
- Innere Dachstruktur bleibt erhalten
- Beliebige Dämmstärke
- Raumhöhe bleibt unbeeinträchtigt
Nachteile:
- Sanierung von außen: Bauablauf witterungsabhängig
- Gerüst erforderlich
- Bei Gebäuden mit Denkmalschutz ist eine Aufsparrendämmung meist nicht möglich, da sich die Optik und die Proportionen durch den höheren Dachaufbau verändern. Das Erscheinungsbild des Daches ändert sich, daher könnte das Denkmalamt seine Zustimmung verwehren.
Folgende Abbildungen zeigen den schematischen Aufbau einer Aufsparrendämmung:
Zwischensparrendämmung
Bei der Zwischensparrendämmung wird das Dämmmaterial zwischen der Holzbalkenkonstruktion angebracht. Als Dämmmaterialien eignen sich vor allem flexible Stoffe wie Holzfasermatten, die sich einfach zwischen die Sparren klemmen lassen.
Vorteile:
- Erhalt der äußeren Dachoptik
- Sanierung von innen: Abdecken des Daches nicht notwendig
Nachteile:
- begrenzte Dämmstärke
- Winddichtebahn ist komplizierter um die Balken zu verlegen, wenn das Dach nicht abgedeckt wird.
Das folgende Bild zeigt eine Zwischensparrendämmung, gefolgt von einer Abbildung des schematischen Aufbaus dieser Art der Dachdämmung.
Untersparrendämmung
Ist die Sparrenstärke zu gering für eine ausreichende Dämmschicht zwischen den Sparren, kann eine zusätzliche Untersparrendämmung für Abhilfe sorgen. Dabei werden quer zu den Sparren zusätzliche Holzlatten angebracht, zwischen die wiederum das Dämmmaterial geklemmt wird. Eine Untersparrendämmung ist somit häufig eine Ergänzung zur Zwischensparrendämmung.
Vorteile:
- Erhalt der äußeren Dachoptik
- Sanierung von innen: Abdecken des Daches nicht notwendig
- hohe Dämmstärken möglich
Nachteil:
- verringerte Raumhöhe
Folgende Abbildung zeigt den schematischen Aufbau einer Untersparrendämmung.
Flachdach
Alte Flachdächer von denkmalgeschützten Gebäuden weisen oft Mängel hinsichtlich des Wärmeschutzes und der Dichtigkeit auf. Insbesondere, wenn die Dächer ohne Gefälle angelegt sind, kann Wasser zum Problem werden. Bei der Dachsanierung des Historischen Museums Hannover wurde hierzu bspw. auf eine graue EPS-Dämmung mit 2 % Gefälle zurückgegriffen, wobei ein neues Entwässerungssystem integriert wurde. Da hierbei Fallrohre an der Fassade aus Denkmalschutzgründen nicht erlaubt waren, wurde im Zuge der Sanierung eine mit vorbewittertem Zinkblech verkleidete Dachkante installiert, über welche Wasser (auch bei Starkregenereignissen) ablaufen kann.3 Der Fall zeigt, dass bei der Sanierung denkmalgeschützter Bauteile eine hohe Kompromissbereitschaft zwischen Bauherren und Denkmalschutzbehörde erforderlich ist.
Belüftetes Dach (Kaltdach)
Bei dem belüfteten Dach handelt es sich um ein zweischaliges Dach. Die untere Schale beinhaltet die Wärmedämmung und bildet den Raumabschluss. Nach oben hin wird die Dämmschicht (z. B. XPSExtrudiertes Polystyrol:
• Bieg- und trittfeste Dämmstoffplatte
• Materialart: synthetisch / erdölbasiert
• Wärmeleitfähigkeit (λ - Lampda): 0,028 - 0,046 W/(mK)
• Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl (µ - My): 50 - 250
• Rohdichte (ρ - Rho): 30 - 35 kg/m³
Alle genannten Daten sind hersteller- und produktabhängig.) mit einer diffusionsoffenen Trennschicht versehen, um Feuchtigkeit abführen zu können. Diese erfolgt über den Schalenzwischenraum, der mithilfe einer Holzkonstruktion mit Außenluft durchlüftet wird. Eine Dachabdichtung bildet die obere Schale und dient dem Schutz vor äußeren Witterungseinflüssen. Dieser schematische Aufbau ist auch folgender Abbildung zu entnehmen.
Nicht belüftetes Dach (Warmdach)
Im Vergleich zum belüfteten Dach ist das nicht belüftete Dach nur einschalig. Dabei ist die Schale nach oben hin gedämmt. Die Wärmedämmschicht (z. B. XPSExtrudiertes Polystyrol:
• Bieg- und trittfeste Dämmstoffplatte
• Materialart: synthetisch / erdölbasiert
• Wärmeleitfähigkeit (λ - Lampda): 0,028 - 0,046 W/(mK)
• Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl (µ - My): 50 - 250
• Rohdichte (ρ - Rho): 30 - 35 kg/m³
Alle genannten Daten sind hersteller- und produktabhängig.) befindet sich beim Warmdach über der Dampfsperre. Über der Dämmschicht liegt die Dachabdichtung und eine Schutzschicht, häufig eine Kiesschicht. Folgende Abbildung zeigt den schematischen Aufbau eines Warmdachs.
Umkehrdach
Bei dem Umkehrdach liegt die Dachabdichtung im Vergleich zum Warmdach nicht über, sondern unter dem Wärmedämmstoff. Auch hier schützt eine Kiesschicht vor witterungsbedingten Einflüssen. Da der Wärmedämmstoff eine gewisse Last tragen muss und der Witterung ausgesetzt ist, kommen als Dämmstoff beim Umkehrdach zumeist XPS-Hartschaumplatten zum Einsatz. Folgende Abbildung zeigt den schematischen Aufbau eines Umkehrdachs.
Dämmung der obersten Geschossdecke
Wird der Dachstuhl nicht beheizt, kann die oberste Geschossdecke von oben gedämmt werden.
Dämmung der obersten Geschossdecke
Wird der Dachstuhl nicht beheizt, kann die oberste Geschossdecke von oben gedämmt werden. Je nach Anforderungen an die Begehbarkeit können hierbei Dämmplatten verlegt werden oder Einblas- sowie Schüttdämmmaterialien zum Einsatz kommen. In der Regel ist die Dämmung der obersten Geschossdecke die günstigste und einfachste Möglichkeit der Dämmung des oberen Abschlusses der thermischen Gebäudehülle.
Das GEG 2024 schreibt in § 47 eine Nachrüstpflicht für ungedämmte oberste Geschossdecken oder Dächer vor, wenn ein Gebäude jährlich mind. vier Monate auf Innentemperaturen von mind. 19 °C beheizt wird. Bzgl. der Nachrüstpflicht existieren auch Ausnahmen.
Vorteile:
- Erhalt der äußeren Dachoptik
- geringer Aufwand
- niedrige Investition
- in Eigenleistung möglich
Nachteile:
- keine Option bei ausgebauten, beheizten Dachräumen
Praxisbeispiel: Umgang mit dem Bauteil „Dach“ beim MVZMedizinisches Versorgungszentrum - Es handelt sich dabei um das denkmalgeschützte, ehemals "Neue Verwaltungsgebäude", das auf einen KfW 70 Standard saniert wird. Das Gebäude wurde vom Architekten Fritz Seeberger entworfen und von 1955 - 1958 errichtet.
Die Dächer des MVZMedizinisches Versorgungszentrum - Es handelt sich dabei um das denkmalgeschützte, ehemals "Neue Verwaltungsgebäude", das auf einen KfW 70 Standard saniert wird. Das Gebäude wurde vom Architekten Fritz Seeberger entworfen und von 1955 - 1958 errichtet. wurden im Rahmen der Gebäudesanierung alle neu errichtet und unterliegen keinen Vorgaben des Denkmalschutzes. Das Hauptgebäude Ost wurde in Holzleichtbauweise um zwei Stockwerke aufgestockt. Aufgrund von Vorgaben des Denkmalschutzes wurde das oberste Stockwerk als ein von der Front zurückgesetztes, von der Straße nicht einsehbares Staffelgeschoss ausgeführt.
Die gesamten Bauteile der Hüllflächen dieser Stockwerke unterschreiten die GEG-Anforderungen für Neubauten erheblich. Die neu errichteten Außenwände erreichen einen U-Wert von 0,19 W/(m²K) und die Decken einen U-Wert von 0,11 W/(m²K).
- Deutsche Energie-Agentur GmbH. (2010). Leitfaden „Energieeinsparung und Denkmalschutz“. ↩︎
- Weller, B., & Scheuring, L. (2021), S. 25. Denkmal und Energie 2021. Wiesbaden: Springer Vieweg.
Wissenszentrum Energie Ludwigsburg. (2015). Lüftung. ↩︎ - Böhland, I. (2018). Denkmalgeschütztes Dach mit neuem Entwässerungskonzept. dach+holzbau – Das Profimagazin für Dachdecker und Zimmerer. Von https://www.dach-holzbau.de/artikel/entwaesserung-fuer-das-denkmaldach-3248648.html abgerufen
Bundesministerium für Bildung ↩︎